Heute
habe ich die Lektüre von „Positiv verliebt“ von Karo Stein nach
weniger als 24 Stunden beendet und unter den noch frischen Eindrücken
will ich mich nun an einer Rezension versuchen.
Mit freundlicher Genehmigung der Autorin Karo Stein |
Was
mir als Erstes auffiel, ist das Cover. Ein paar Hände strecken sich
dem Betrachter entgegen und halten eine Anti-AIDS-Schleife. Mein
spontaner erster Gedanke war: als hielten sie einem das Herz
entgegen, mit der stummen Bitte, doch ja pfleglich damit umzugehen.
Jetzt
nachdem ich das Buch gelesen habe, erscheint mir das absolut passend.
Man kann durchaus mehrere Bedeutungen darin sehen. Entweder die oben
angesprochene Bitte, oder vielleicht auch die wie ein Schild vor sich
her getragene Tatsache der eigenen Infektion des einen
Hauptcharakters Fabian.
Und
damit wären wir schon mitten in der eigentlichen Handlung.
Jakob
hat sich in Fabian verliebt, himmelt ihn jedoch nur aus der Ferne an.
Denn Fabian ist HIV-positiv und die gesamte Community weiß das,
nachdem er seinen früheren Freund, der von seiner eigenen Infektion
wusste und sie Fabian bewusst verschwieg, in einem Club öffentlich
zur Rede gestellt und attackiert hat.
Jakobs
bester Freund Daniel, ein typischer schwuler „Hengst“, rät ihm
den hübschen, jungen Mann zu vergessen, doch seine Gefühle für
diesen sind schon längst viel zu tief geworden. Leider sind Jakobs
sämtliche Versuche, an Fabian heran zu kommen zunächst zum
Scheitern verurteilt, stellen sich die Mauern die der um sich gezogen
hat, doch als schier unüberwindlich heraus.
Der
Zufall verschafft Jakob eine erste Chance, sich Fabian zu nähern,
aber lange Zeit sieht es nach einer hoffnungslosen Sache aus, frei
nach dem Motto: Ein Schritt vorwärts und zwei wieder zurück.
Jakob
ist jedoch beharrlich. Er will seine Chance und ist bereit, dafür so
einiges in Kauf zu nehmen. Er informiert sich über HIV, AIDS und
setzt sich auch mit sich selbst, seiner Motivation und seiner
Einstellung zum Thema auseinander.
Doch
auch Fabian kämpft. Es fällt ihm schwer sich zu öffnen, Jakobs
Annäherung zu akzeptieren und vor allem seine eigenen Gefühle. Über
allem steht immer wieder die Angst, Jakob irgendwie zu infizieren,
aber auch andere Dinge wollen angegangen werden, z.B. die Tatsache,
dass er auch zwei Jahre nach der Diagnose noch nicht in der Lage ist,
sich mitsamt der Krankheit anzunehmen, obwohl er sich eben dies nicht
eingesteht. Das zeigt sich besonders krass in seiner Weigerung, eine
Therapie mit Tabletten zu beginnen, als seine Blutwerte sich
verschlechtern.
Und
selbst, als Jakob und er so etwas wie ein Paar geworden sind, greift
er bei Auseinandersetzungen immer wieder zum absoluten
Totschlagargument (wie Jakob ihm dann irgendwann sehr treffend
erklärt) und schleudert seinem Freund entgegen, dass er sich eben
nicht in ihn hineinversetzen könne, weil er „es“ nun mal nicht
habe, gesund sei.
Der
Weg für die beiden zueinander ist steinig und es gibt mehr als eine
Situation, wo Jakob, aus dessen Sicht das Buch erzählt, glaubt,
alles sei sinnlos.
Was
mir an „Positiv verliebt“ besonders gefällt, ist die
Leichtigkeit mit der die Autorin hier ein ernstes Thema in Angriff
nimmt. Das soll nicht heißen, dass dem Leser schöner Schein
vorgegaukelt und eine rosarote Brille aufgesetzt wird, im Gegenteil.
Aber wohltuenderweise gibt es hier keinen moralisch erhobenen
Zeigefinger oder Ähnliches, man begreift vielmehr allmählich, genau
wie übrigens auch die beiden Hauptprotagonisten, dass nicht die
Infektion oder die Krankheit das eigentliche Problem sind, sondern vielmehr der
Umgang damit. Sowohl von Seiten des Betroffenen, wie
auch von allen anderen im Umfeld.
Und es wird einem deutlich vor Augen geführt, dass es für eine funktionierende Beziehung nun mal kein Patentrezept gibt, egal ob zwischen zwei gesunden Partnern, oder wie hier, bei einem diskordanten (bed. hier zw. einem Gesunden und einem Infizierten, wörtlich: diskordant = nicht übereinstimmend) Paar. Gegenseitiges Vertrauen und nicht stummes Hoffen auf wortloses Verstehen sind es, die eine Partnerschaft am Leben halten und überhaupt erst ermöglichen. Für mich ist das letzten Endes auch die
Hauptaussage des Buches.
Trotzdem
ist es natürlich in allererster Linie eine Liebesgeschichte und auch
erotische Szenen kommen nicht zu kurz. Sie fügen sich stimmig ein
und setzen noch ein Sahnehäubchen auf ein, wie ich finde, rundum
gelungenes Buch.
Solche
Geschichten möchte ich sehr gerne öfters lesen und hoffe, diese
hier findet das Echo, welches sie verdient!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen