Freitag, 7. April 2023

Von Ostern und Fakten ... und von den Deppen, die nichts kapiert haben.

Vorweg, ich bin nicht gläubig im Sinne der katholischen Kirche und folge auch keinem anderen Glauben.

Ich bin Agnostiker und brauche Beweise, was dem Grundsatz eines Glaubens nun mal widerspricht.


Dennoch möchte ich diesen Post dazu nutzen, mich zum Thema Religion, Glaube und … den anderen zu äußern.


Man muss bekanntlich nicht alles schön, toll und logisch finden, was andere so machen, sagen oder zum Ausdruck bringen, aber man kann es achten.

Achten bedeutet, dass man sich nicht verunglimpfend oder negativ darüber auslässt oder gar lustig macht, was andere glauben/machen/sagen.


Es gibt Ausnahmen, wo auch ich klar eine Gegenstimme darstelle, da hätten wir zum Beispiel das Neonazitum. Da werde ich niemals meinen Mund halten, weil historische Fakten außer Acht (!!) gelassen und verdreht oder gar heruntergespielt werden.

Aber darum soll es hier nicht gehen, sondern vielmehr darum, dass ich meine Meinung zum aktuell grassierenden Kram auf Facebook sagen will.


Ich sehe das folgendermaßen:

Wer glaubt, deshalb einer Glaubensgemeinschaft angehört und in dieser Gemeinde/Gemeinschaft die Feste und Trauertage des jeweiligen Glaubens leben möchte, verdient sich damit meine absolute Hochachtung und meine aus tiefstem Herzen kommende Freude.


Ich finde es schlichtweg toll für denjenigen, der sein Glück, sein Vertrauen, seinen Sinn oder seine Gemeinschaft in der Kirche findet!


Anmerken muss ich, dass ich damit natürlich die Basis meine, die Gläubigen. Die, die sich in ihrer Kirche treffen, um gemeinsam etwas zu feiern. Um gemeinsam zu singen oder zu trauern.


Mir geht es hier nicht um großpolitische oder organisatorische Dinge wie die Kirchenhierarchie oder deren Umgang mit schweren Straftaten.

Mir geht es um die einfachen Menschen, die keine Priesterweihe haben, sondern einfach glauben.


Diese Menschen verdienen Respekt – ein offenbar ausgestorbenes Gut.


Heute ist Karfreitag, der höchste Trauertag der katholischen Kirche. Historisch (alttestamentlich) gab es schon vor der Kreuzigung Jesu Christi ein Fest wie das Osterfest, aber im Neuen Testament hat man alles ein wenig angepasst.

Das ist in Ordnung so!

Auch ein Glaube lebt und entwickelt sich. Neue Propheten können neue Erkenntnisse mit sich bringen.


Die Bibel an sich ist ein Buch. Ein unschuldiges, von vielen Menschen sehr unterschiedlich interpretiertes Buch.

Manche sehen es in bestimmten Punkten als Geschichtsbuch an, ganz objektiv, wertungsfrei.


Andere halten sie für das größte Lügen-/Märchenbuch aller Zeiten.

Auch das ist in Ordnung.

Jeder entscheidet für sich, was er wie sehen will.


Der Glaube ist genauso. Man glaubt, was man glauben will, denn wir sind mündige Menschen mit eigenem Urteilsvermögen.


Man muss die Institution Kirche, das hierarchische und für viele antiquierte Gebäude der Kirche nicht toll finden, um zu glauben.


Das ist nämlich das Schöne daran, Glaube ist eine der wenigen Sachen, bei denen wir ab einem gewissen Alter vollkommen selbstbestimmt entscheiden dürfen.


Aber genug davon, mir geht es heute um diejenigen, die den Glauben anderer verunglimpfen und schlechtmachen.


Heute habe ich zum Beispiel ein Posting gesehen, indem behauptet wird, die katholische Kirche sei unseriös, weil sie den Osterhasen und das Suchen von Ostereiern erfunden hätte.

Tja, damit hat der Verfasser dieses Bildes auf eine geradezu fremdschäm-peinliche Art demonstriert, dass er seine Hausaufgaben nicht gemacht hat.

Das Färben der Eier und das Verstecken, sowie die Geschichte um den Osterhasen ist von Eltern für ihre Kinder erdacht worden.

Nicht von der Kirche.

Man hat die Eier, die in der Fastenzeit nicht gegessen werden durften, gesammelt und je nach Alter mit einer Farbe versehen.

Zu Ostern durften sie ja wieder gegessen werden und man wusste, wie alt welches Ei ist.

Versteckt wurden sie, um den Kindern eine kleine Gaudi zu bescheren. Mehr nicht.

Und der Osterhase hat das Rennen gegen diverse andere Tiere gewonnen, weil Hasenbabys die ersten im Jahr sind. Weil der Hase damit für (Wieder-)Geburt des Jahreszyklus und für Leben steht.

Die Kirche hat das nicht erdacht, und es ist unsagbar dämlich, etwas anderes zu behaupten.

Ich warte schon auf die Postings, in denen dann steht, dass der Vatikan die Firma Coca-Cola dafür bezahlt hat, den Weihnachtsmann zu erfinden.

In meiner Kindheit kam der nicht vor. Wir hatten ein Christkind, das die Geschenke brachte.

Und das war schön so.

Wenn ich dann in Kommentaren so was lese wie ‚Latten Jupp‘, als Synonym für ‚Jesus Christus‘, dann habe ich als nicht Gläubiger echt den Kaffee doppelt auf.

Kriegt eure Fakten auf die Reihe, bevor ihr euch als die Oberdeppen der Nation outet!

Jupp ist die Kurzform von Joseph. Und soweit mir bekannt ist, war nicht Jesus’ Vater derjenige, der ans Kreuz genagelt wurde.

Ehrlich, so was regt mich auf!

Lasst diejenigen, die glauben möchten, die ihr Wohl und Heil im Glauben gefunden haben, doch einfach mal in Ruhe!

Wenn ihr Ostern nicht feiern wollt und am Karfreitag nicht trauern wollt, dann lasst es doch einfach.

Aber lasst es leise und so, dass sich die Gläubigen nicht angegriffen fühlen müssen.

Lasst es und seid glücklich mit euer ganz selbstbestimmten Entscheidung.

Niemand will euch missionieren.

Es ist einfach eine Form von Respekt, heute keine laute Mucke zu hören und einen Tag im Jahr mal nicht zu tanzen. Weil … ihr tanzt sonst ganz sicher jeden Tag, nicht wahr? Was für eine Strafe, es heute nicht zu dürfen. Da wagt es jemand, euch einzuschränken!

NEIN!

Das wagt niemand. Tanzt, lacht, habt Spaß bei allem, was euch an einem freien Tag so einfallen könnte.

ABER!

Lasst diejenigen in Ruhe das tun, was sie tun möchten, die anderes glauben als ihr.

Das ist keine Einbahnstraße, kein die gegen uns.

Es ist simpler, allumfassender Respekt für andere Menschen.


In diesem Sinne wünsche ich allen (ja, allen) ein schönes langes Wochenende und hoffe, dass den Gläubigen unter uns erspart bleibt, ihren Glauben in den Dreck gezogen zu finden.

Da gehört er nicht hin. Punkt.


Glaube ist etwas Edles, etwas Gutes.

Hört auf, die Fehlentscheidungen und schrecklichen Vergehen der höheren Ränge innerhalb des Kirchenkonstrukts auf die Menschen zu beziehen, die einfach nur glauben wollen.


Wer bis hierhin gelesen hat, weiß nun auch, wen ich mit Deppen meinte.

Und wer bis hierhin gelesen hat, dem wünsche ich ein besonders schönes Osterfest.

Den Gläubigen unter uns wünsche ich, dass der Fisch oder die Püfferkes (die es wahlweise in meiner Heimatstadt am Karfreitag zu essen gibt) schmecken.


Gerry und ich essen heute Fisch. Keine Wurst, kein Fleisch. Einfach, weil wir respektieren, dass der heutige Tag für andere ein sehr wichtiger und bemerkenswerter ist.

Hier läuft heute auch keine laute Mucke, obwohl wir kaum noch christliche Nachbarn haben.


Man kann einen solchen Tag einfach mal so sein lassen, wie er ist.


Ja, ich weiß, ich war zickig, altklug und wichtigtuerisch in diesem Posting. Aber ich habe auch versucht, gerecht zu sein, meine Mitmenschen achtend.


Ich bin ein respektvoller Mensch und mein ganz privater Gerechtigkeitssinn hat mich dazu gebracht, nach langer Zeit mal wieder ein Blogpost zu verfassen.


Vielleicht sollte ich dafür auch dankbar sein. Für die Kontroverse, die dafür gesorgt hat, dass Gerry und ich heute schon ein stundenlanges Gespräch zu dem Thema hatten. Ein gutes Gespräch, auch wenn es mich davon abgehalten hat, meine (leise) Arbeit zu tun.



Macht es gut und denkt an andere, das ist der Schlüssel zum Miteinander, um das viele Menschen die Gläubigen beneiden dürften. (Ich selbst bin manchmal sehr neidisch auf diejenigen, die in ihrem Glauben aufgefangen werden.)


Friede sei mit euch!


Nathan/Colin


Danke an alle, die es sogar bis hierhin geschafft haben.


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